Sprechertipp: Das Ding mit dem Apfel

Angenehm für Tonmeister und Zuhörer

Sprechertipp: Das Ding mit dem Apfel

Das Ding mit dem Korken kennen Sie bestimmt. Hier können Sie nachlesen. Und einen anderen Sprechertipp, den Trick mit dem Apfel?

Der Apfel hilft Ihnen für eine saubere Aussprache - und der Tonmeister dankt die frühere Mittagspause. Ohne Apfel aber mit früherer Mittagspause, würden Sie als Sprechende/r der Zuhörerschaft keine Freude bereiten. Denn Klick-Klack-Geräusche zwischen den Buchstaben nerven mit zunehmender Hördauer.

Und wenn Sie einen Apfel mit dabei haben, können Sie sogar auch ein Käfeli trinken vor oder zwischen den Aufnahmen. Einfach kurz Abbeissen, schön kauen - und die Säure des Apfels räumt den Mundraum frei von jeglichem Sabber (lateinisch ist es dasselbe, klingt aber schöner: Saliva). Ihrer klaren Aufnahme ohne - oder mit wenigen - Mund/Gaumen/Gurgeli- oder wo auch immer es herkommen mag-Geräusche steht dann nichts mehr im Weg.

Die hardcore-Sprecher spucken nach dem Kauen den Bissen wieder aus, auch wenn vor Ihnen ein Text über ein Drittwelt-Land liegt. Nicht der Dekadenz wegen, sondern weil durch den einen Bissen Apfel der Magen zur Verdauung angeregt wird - und sich dieser bei einer nicht weiterführenden Fütterung grummlig und laut melden könnte. Dies kann, gerade so um elf Uhr vormittags, wirklich eintreten. Womit der Apfeltrick nach hinten losgehen würde.

Noch kurz was zum Käfeli. Wenn ich extern im Tonstudio gebucht bin, trifft man sich zur abgemachten Zeit und bespricht dann meist das Vorhaben, bevor das rote Aufnahmelicht angeht. Dabei nuckelt die Producerin am Latte, der Texter stürzt seinen zigsten Espresso, die Produktionsassistentin versteckt sich hinter ihrem Grande - und der Sprecher steht da und bekommt Wasser. Das ist - meist - nicht böse gemeint, sondern ist mit ein Zeichen, dass hier unter Einhaltung aller möglicher Professionalität gearbeitet wird.

Es soll gar Sprecher geben, die nie und nimmer in einem Tonstudio ein Käfeli trinken würden. Nicht etwa, weil Sie die hygienischen Umstände dank etlichen Toiletten-Konsultationen (Wasser. Sie erinnern sich) des Studios fürchten - sondern keine weiteren Buchungen. Oder hinter der schelmischen Frage "nimmsch en Kafi?" einen Psycho-Test der Studioverantwortlichen befürchten. Denn meist gilt:

"Keinen Kaffee für den Sprecher gehört zum guten Ton".

Jedoch ist es auch hier, wie bei so vielem: Die Schnalz-nach-Kaffeegenuss-Geräusche sind sehr individuell - es klackt nicht bei jeder und jedem. Auch gehört es zum Setting eines professionellen Sprechers, sich der Kaffee-Wirkung bei sich selbst bewusst zu sein - das muss jeder für sich selbst erhören, auch wenn der Tonmeister nix sagt und nur still den Kopf schüttelt.

Deshalb: Mind the apple - und dann gibts vielleicht auch mal für uns ein Käfeli.

PS: Wenn Sie sich ihren Kaffee mit dem Produktionsteam für "später" aufschieben: Können Sie knicken. Nach den Aufnahmen müssen nämlich immer alle urplötzlich verschwinden. Auch die Sprecher.

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