Gianerica: Offstimme für Dokfilm

Das Künstler-Paar im Portrait von Lucienne Lanaz

Offstimme für Dokfilm

Die Macht der Gewohnheit des Werbesprechers machts, dass bewusst einfach gehaltene Werbetexte auch prima vista prima von der Zunge rollen. Schnell fällt einem auf, falls sich im zu sagenden Text ein Flüchtigkeits- oder Tippfehler eingeschlichen hat.

Diese Gewohnheit war es wohl, die mich beim ersten Überfliegen des Dokfilm-Skripts automatisch gedanklich «korrigieren» liess. Ich nahm an, es handelt sich um einen ersten Text-Entwurf, denn vor mir sah ich einzelne Worte, einige Punkte, Pünktchen, viele Pünktchen...

Oh wie hoch ich doch vom Rosse fiel, als ich mir den Texten des Künstlers wirklich bewusst wurde: Die Dokumentarfilmerin Lucienne Lanaz buchte mich für Ihr aktuelles Werk, um Texte des portraitierten Gian Pedretti zu sprechen. Also machte ich mich auf die Suche, um erstmal mehr über Gian und Erica Pedrettis Wirken zu erfahren. Und spätestens da wurde es interessant. Ich entschuldigte mich gedanklich immer wieder beim 1926 geborenen Pedretti für meine anfängliche Hochnäsigkeit und fühlte mich wie ein junger Schnoderi.

Sprechertipp vom Sprecher-Typ: Niemals vergessen, sich hinter den Text zu stellen - und nicht davor.

Es ging eine ganze Weile, bis ich mich mit Pedrettis Texten vertraut fühlte - was für mich bei dieser Produktion ein absolutes Muss war. Manchmal gibt es Projekte, da wird während der Aufnahme alles klar - oder noch kurz was geändert, und dann klar. So kann man als erfahrener Sprecher ruhig auch mal mit ein paar wenigen Fragezeichen ins Studio kommen - bevor der rote Knopf losgeht ist spätestens immer alles sonnenklar. Bei lyrischen Texten und in diesem Fall für mich «Sprechen von Rezitationen im Film» ist dies natürlich komplett anders. Solche Texte sind sakrosankt und müssen erstmal einverleibt, verdaut und vertraut werden.

Und so machte ich mich danach am fünften Juni 2019 auf den Weg nach Bern, ins cineastische Tonstudio von Rolf Büttikofer. Da ich mich für Sprecheraufnahmen gerne auf dem Weg ins Studio stimmlich aufwärme, reise ich nur selten mit der Bahn an... Item: Geparkt hatte ich im Parkhaus, das Ticket kostete einen Franken fünfzig. Nun spricht das zum einen ein Loblied auf gute Vorbereitung (ja, wir waren hurtig durch), aber ebenso für die Parkhaus-Preise unserer Schweizer Hauptstadt, da ist sich der Züzi-Werbesprecher ebenfalls anderes gewohnt.

Im Dokumentarfilm über das Künstler-Paar Erica und Gian Pedretti steckt viel Zeit, Liebe zum Detail und eine grossartige Arbeit von Lucienne Lanaz. Ein Making-Of des Filmes wäre wohl ebenso sehenswert, wie der Film selbst. Ich fühle mich geehrt, für ein solch kulturell interessantes Filmprojekt engagiert worden zu sein und danke allen Beteiligten herzlich.

Und so flimmert das Portrait «GIANERICA - Das Künstlerpaar Erica und Gian Pedretti» wohl bald in die deutschschweizer Stuben. In Bälde werden Sie den Dok bestimmt auch online oder gescheibt beziehen können - ich melde mich, sobald mehr bekannt ist.

«Maler, Du wirst ob der Verzweiflung zum Pinsel greifen. Bild um Bild, und einmal vielleicht sagen: Jetzt ist's genug. Und tot umfallen.»

Regie und Produktion: Jura Films Lucienne Lanaz

Stimm-Aufnahme und Mischung: Soundstudio Zone33 Rolf Büttikofer

Dokumentarfilm Sprecher: Dominik Zeltner

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